Mit einem geschätzten Nettowert von 1,7 Billiarden US-Dollar dominiert Amazon seit Jahren den E-Commerce-Sektor und stellt die Konkurrenz in den Schatten. Gibt es eine echte Alternative zu Amazon?
Das breite und große Publikum verhilft Amazon zu neuen Geschäftspartnern, weil kleine Unternehmen und Einzelunternehmer die Plattform strömen, weil sie sich mehr Umsatz erhoffen. Dennoch solltest Du Dich unter Umständen nach alternativen Verkaufsplattformen umsehen.
Dafür gibt es zahlreiche gute Gründe.
Erstens macht es wenig Sinn, alles auf eine Karte zu setzen. Zweitens werden Deine Produkte durch den Verkauf auf weiteren Marktplätzen einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Und schließlich könntest Du Geld sparen oder eine bessere Plattform für Deine idealen Kunden finden.
Ich werde Dir im Folgenden einige geeignete Alternativen zu Amazon vorstellen und auf die Vorteile, Gebührenstruktur und Unterschiede jeder Plattform eingehen.
Warum Du eine Alternative zu Amazon für Dein E-Commerce-Geschäft nutzen solltest
Einen entscheidenden Grund habe ich ja bereits kurz angesprochen. Du darfst nicht von einer einzigen Verkaufsplattform abhängig sein.
Es kann durchaus vorkommen, dass ein Verkäuferkonto plötzlich gesperrt wird und wenn Du keine alternative Plattform nutzt, ist Dein Geschäft lahmgelegt. Die Nutzung mehrerer Marktplätze verschafft Dir mehr Flexibilität, falls mal etwas schief geht. Außerdem kannst Du die anderen Plattformen testen und herausfinden, welche sich am besten als Verkaufsplattform für Deine Produkte eignet.
Jede Plattform bietet zudem zahlreiche weitere Vorteile.
Höhere Flexibilität
Alle E-Commerce-Plattformen haben ein gewisses Maß an Kontrolle über Dein Unternehmen. Sie bestimmen:
- Welche Produkte gelistet werden können
- Die Geschäftsbedingungen
- Die gebotenen Zahlungsmöglichkeiten
- Die Versandkosten
Diese Bedingungen sind möglicherweise nicht für jedes Unternehmen geeignet. Wenn Du Dir beispielsweise mehr Flexibilität wünschst, könnte die Suche nach Alternativen zu Amazon eine gute Idee sein.
Bessere Kunden- und Lieferantenbetreuung
Vielleicht hast Du das Gefühl, dass Anbieter- oder Kundensupport zu wünschen übrig lässt. Amazon bietet Verkäufern nützliche Ressourcen, z. B. die University, einige Anbieter sind jedoch der Meinung, dass der Verkäufersupport manchmal nicht ausreicht, insbesondere wenn etwas schief geht.
Mehr Versandoptionen und niedrigere Gebühren
Amazon hat seine Gebührenstruktur im Laufe der Jahre geändert, was einige Verkäufer frustriert.
Der Tarif für professionelle Anbieter kostet 39 Euro pro Monat. Hinzu kommen dann noch Verkaufsgebühren, die je nach Produktkategorie unterschiedlich ausfallen, sowie Versand- und Lagergebühren.
Viele kleinere Anbieter sehnen sich wegen unzureichender Flexibilität und hohen Kosten nach geeigneten Alternativen zum Verkauf ihrer Produkte. Mit der richtigen Alternative könntest Du möglicherweise Deine Kosten senken, diversifizieren und wachsen.
Alternative Zahlungsmethoden
Amazon nimmt Zahlungen per elektronischer Überweisung vor. Die Zahlungen erfolgen alle zwei Wochen auf Dein Bankkonto und es kann bis zu fünf Tage dauern, bis sie ausgeglichen sind. Diese Methode eignet sich aber nicht für jedes Unternehmen, vor allem Kleinunternehmen, die stark auf Bargeld angewiesen sind. Diese Unternehmen müssen sich nach einer alternativen E-Commerce-Plattform umsehen, die eine breitere Palette an Zahlungsoptionen bietet.
Worauf Du bei der Suche nach einer Amazon-Alternative achten solltest
Bevor Du ich nach Alternativen zu Amazon umsiehst, musst Du Dir überlegen, was Du erreichen willst. Du musst Deine Produkte und Deine Zielkunden berücksichtigen.
Für handgemachte oder Designerprodukte könnte Etsy eine ausgezeichnete Alternative darstellen, wenn Du technikversierte Kunden ansprichst, würde sich Newegg jedoch besser eignen.
Hier sind weitere Dinge, die bei der Wahl einer alternativen Verkaufsplattform berücksichtigt werden sollten:
Einfache Nutzung
Du musst neue Produkte schnell und sicher hinzufügen können, um Dein Produktangebot in Sekundenschnelle zu erweitern. Du musst Dich aber auch in Deine Kunden hineinversetzen. Wie einfach ist die Navigation? Finden Deine Kunden die gewünschten Produkte einfach und schnell.
Untersuchungen von Digital Commerce 360 und Bitrate zeigen, dass die einfache Nutzung ein entscheidender Faktor ist. Teste die Plattform am besten selbst und achte dabei auf folgende Dinge:
- Navigation
- Checkout-Prozess
- Zahlungsmethoden
- Lieferoptionen
Nutzertypen
Denke an Deine idealen Kunden und prüfe dann, welche Nutzer die jeweilige Verkaufsplattform anzieht. EBay gehört mit 182 Millionen aktiven Käufern zu den größten Marktplätzen und eignet sich vor allem für Sonderangebote, Markenprodukte und beliebte Artikel. Nischenprodukte oder handgefertigte Produkte kommen jedoch nicht so gut an. In diesem Fall würde sich Etsy besser eignen.
Gebühren
Die Gebühren können einen beträchtlichen Teil Deines Gewinns fressen, wenn Du nicht aufpasst. Abhängig von der Gebührenstruktur eigen sich einige Plattformen möglicherweise nicht für den Verkauf kleinerer Artikel mit geringerem Wert.
Es gibt hilfreiche Apps und Rechner, mit denen man die anfallenden Gebühren im Vorfeld bestimmen kann. Hier ist eine Liste der bekanntesten Applikationen.
Die besten Amazon-Alterativen für E-Commerce–Unternehmen
Welche Verkaufsplattformen eignen sich als Alternative zu Amazon? Hier sind einige der besten Anbieter:
Bonanza
Bonanza wurde 2007 gegründet und hat sich dank einer Vielzahl von Kategorien eine treue Fangemeinde aufgebaut. Die Anmeldung ist kostenlos und die Gebühren übersichtlich. Für Artikel unter $500 werden 3,5 Prozent Verkaufsgebühr erhoben, für Artikel mit einem Verkaufswert über $500 nur 1,5 Prozent.
Bonanza ist zwar kleiner als Amazon, hat jedoch zahlreiche Vorteile. Der E-Commerce-Marktplatz legt mehr Wert auf den Aufbau von Kundenbeziehungen und die Entwicklung eines nachhaltigen Geschäfts durch Stammkunden. Zudem bietet Bonanza zahlreiche Marketinginstrumente, die Dir als Verkäufer Zugriff auf wertvolle Daten zur Produktleistung liefern. Trends können schneller erkannt und Angebote optimiert werden.
Weitere Funktionen sind:
- Automatische Synchronisierung mit eBay, Amazon und Shopify
- Maßgeschneiderte Marketingtools
- Bildbearbeitung
- Google-Integration
- Gute Kundenbetreuung
Was Bonanza jedoch auszeichnet, ist der Fokus auf einzigartige Artikel. Die Plattform möchte Amazon keine Konkurrenz machen, stattdessen bezeichnet sie sich selbst als “Ziel für alles außer dem Gewöhnlichen”.
eBay
Eine der wohl bekanntesten Alternativen zu Amazon ist eBay. Auch eBay hat seit seiner Einführung im Jahr 1995 erhebliche Veränderungen vorgenommen. Im Laufe der Jahre hat sich der Fokus von eBay als Sammlermarkt verlagert und ist jetzt stärker produktbasiert.
Viele bekannte Marken wie Rolex, Hasbro und Microsoft bieten ihre Waren über das eBay-Markenoutlet an, was vor allem Schnäppchenjäger begeistert. Die Plattform bietet jedoch auch Platz für ungewöhnliche Artikel oder Sammlerstücke.
Die Gebühren variieren sehr stark, meistens liegen sie jedoch bei unter 10 Prozent. Nutze am besten den kostenlosen eBay-Gebührenrechner, um die anfallenden Kosten zu bestimmen.
Einige Argumente für den Verkauf auf eBay sind:
- Breitere Auswahl an Produktkategorien
- Mehr Zahlungsoptionen, u. a. Kredit-,/Debitkarte, PayPal, lokale Zahlungsmethoden, Apple Pay, Google Pay und Geschenkkarten.
- Verbessertes Branding durch eBay-Shops und Marketingmaterialien
Die Auktionsfunktion zeichnet eBay jedoch auch weiterhin aus, eignen sich jedoch möglicherweise nicht für jedes Unternehmen. Verkäufer, die sich auf Sammlerstücke oder seltene Gegenstände spezialisiert haben, könnten jedoch feststellen, dass Auktionen den endgültigen Verkaufspreis in die Höhe treiben.
Etsy
Falls Du Dich auf den Verkauf von einzigartigen handgemachten Produkten oder Künstlerbedarf spezialisiert hast, solltest Du Etsy nutzen. Von allen Plattformen verfügt diese wahrscheinlich über die übersichtlichste und unkomplizierteste Preisstruktur.
Jedes Produkt kostet 17 Cent Einstellungsgebühren und ist vier Monate lang aktiv oder bis es verkauft wurde. Dann gibt es noch eine Transaktionsgebühr von fünf Prozent auf alle verkauften Waren. Die Gebühren für die Zahlungsabwicklung sind variabel und hängen vom Standort ab. Wenn Du Dein Geschäft ausbauen möchtest, kannst Du Etsy Plus für 8,40 Euro pro Monat in Betracht ziehen.
Produkte können problemlos erneut eingestellt werden. Wähle dafür am besten die Option zur automatischen Verlängerung aus.
Weitere Vorteile für den Verkauf auf Etsy sind:
- Bessere Personalisierungsoptionen Deines Shops auf Etsy
- Ideal für Einsteiger und Anfänger
- Niedrige Gebühren
- Verkäufer können Sammlerstücke und Vintage-Artikel anbieten
Es gibt aber auch ein paar mögliche Nachteile, die erwähnt werden sollten. Etsy ist viel kleiner als Amazon, darum herrscht intensiver Wettbewerb, Deine Produkte müssen also auffallen. Und obwohl die Gebühren auf Etsy niedriger ausfallen, kannst Du bei Amazon-Handmade aufgrund des größeren Publikums eventuell mehr Verkäufe erzielen.
Walmart Marketplace
Amazon dominiert den Onlinehandel, in den USA gewinnt Walmart jedoch langsam Marktanteil. Aktuelle Verkaufszahlen zeigen, dass die E-Commerce-Umsätze von Walmart um 74 % gestiegen sind, Walmart könnte also eine vielversprechende Alternativen zu Amazon darstellen.
Wie Amazon bietet Walmart ebenfalls einen Fulfillment-Service an. Obwohl Lager- und Fulfillment-Gebühren anfallen, ist die Gebührenstruktur von Walmart übersichtlicher, was den Marktplatz wettbewerbsfähig macht.
Zudem verlangt Walmart keine Einrichtungs- oder monatlichen Gebühren, dafür müssen jedoch andere Kosten wie die Erstellung eindeutiger Produktcodes (UPCs) eingeplant werden.
Hier sind weitere Vorteile für Verkauf auf Walmart Marketplace:
- Geringe Kosten
- Weniger Wettbewerb durch hohes Käufer-Anbieter-Verhältnis
- Preiskontrolle über den Lagerbestand
Was unterscheidet diese Plattform von anderen? Im Gegensatz zu Amazon steht der Marktplatz von Walmart nur eingeladenen Unternehmen zur Verfügung. Du kannst Dich nicht selbst registrieren, Du kannst Dich aber anmelden. Fülle dazu ein Formular aus (nur für US amerikanische Unternehmen).
Newegg
Newegg hat sich einen Namen als weltweit führender Online-Tech-Marktplatz gemacht. Du kannst aber auch Bekleidung, Haushaltswaren, Lifestyle-Produkte, Sport-/Gesundheitsartikel, Fernseher und zahlreiche weitere Produkte verkaufen.
Die Nicht-Elite-Mitgliedschaft ist kostenlos. Elite-Mitglieder zahlen $29,95 bis $99,95 pro Monat und Verkaufsgebühren variieren.
Zu den Vorteilen des Verkaufs auf Newegg gehören:
- Kann für Tech-Produkte billiger sein
- Zieht technisch versierte Nutzer an, die sich mit Technik auskennen
- Die Suchmaschine ermöglicht das schnelle Finden von Elektronik und Komponenten
- Maßgeschneidertes Marketing
- Unterschiedliche Zahlungsmethoden, darunter wöchentliche Überweisungen, PayPal, Banküberweisung, PingPong, Payoneer und World First.
Die Multi-Channel-Fulfillment-Option ist jedoch besonders interessant, vor allem für Unternehmen, die Produkte auf verschiedenen Plattformen verkaufen, weil man alle Bestellungen mit Newegg zentral verwalten kann.
Shopify
Der Verkauf auf dem Marktplatz eines Drittanbieters hat den Nachteil, dass man nur begrenzte Kontrolle hat, darum bevorzugen viele Onlineverkäufer Shopify.
Die Verkaufsplattform bietet neuen Anbietern eine 14-tägige kostenlose Testversion, um ihnen den Einstieg zu erleichtern. Danach kostet ein einfacher Onlineshop 27 Euro pro Monat. Bei der Verwendung von Shopify Payments fallen keine Transaktionsgebühren an. Falls Du ein externes Zahlungsgateway verwendest, fallen je nach gewählten Tarif zusätzliche Gebühren an.
Der Einstieg ist einfach. Hier sind die ersten Schritte für den Verkauf auf Shopify:
- Produkte hinzufügen
- Produktfotos auswählen
- Lieferbedingungen festlegen
- Produktseiten personalisieren und Keywords eingeben
- Hauptseiten erstellen
- Onlineshop personalisieren
Zu den Vorteilen von Shopify gehören:
- Toller Kundensupport und viele Verkaufsfunktionen
- Tolle Personalisierungsfunktionen
- Große Auswahl an E-Commerce-Tools und Apps
- Zugang zur E-Commerce-Universität
- Du kannst unterschiedliche Währungen akzeptieren
Fazit
Es gibt viele Gründe dafür, warum Du als E-Commerce-Unternehmen eine Alternative zu Amazon suchen könntest. Vielleicht wünschst Du Dir eine Plattform mit mehr Zahlungsoptionen, einen Marktplatz für Nischenprodukte oder eine Plattform, die den Verkauf eines breiten Produktangebotes ermöglicht.
Jede E-Commerce-Plattform hat Vor- und Nachteile. Bonanza verfügt beispielsweise über sehr viele treue Kunden und Walmart gewinnt zusehends an Marktanteil.
Etsy und Newegg haben sich ihren Platz in ihrer Nische geschaffen und eignen sich daher vor allem für Sammlerstücke und handgemachte Produkte, während eBay der ideale Marktplatz für Massenprodukte, Marken und Auktionen ist.
Falls Du lieber einen eigenen Onlineshop hättest und Dir die volle Kontrolle wünschst, solltest Du Shopify benutzen.
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