Noch nie gab es so viele Möglichkeiten, online zu bezahlen wie heute. Und nie zuvor war es wichtiger, sicherzustellen, dass man seinen Kunden ihre bevorzugte Zahlungsoption bietet.
Während einige Kunden Visa oder Mastercard bevorzugen, setzen andere möglicherweise auf Apple Pay, PayPal oder eine andere digitale Geldbörse. Immer mehr Verbraucher entscheiden sich für die Lösung “Jetzt kaufen und später bezahlen”. Doch was genau heißt das? Und sollte man diese Option jetzt ebenfalls im Onlineshop anbieten?
Lies weiter, um mehr über dieses Thema zu erfahren.
Was genau bedeutet “Jetzt kaufen und später bezahlen”?
Der Name sagt es eigentlich schon. Der Verbraucher kauft ein Produkt, bekommt es direkt geliefert, muss es aber erst später bezahlen.
Das ganze ist dem Layaway ähnlich, ein Kaufvertrag, bei dem der Verkäufer einen Artikel für einen Verbraucher reserviert, bis der Verbraucher alle für die Zahlung dieses Artikels erforderlichen Zahlungen abgeschlossen hat. Erst dann bekommt er das Produkt.
Die Option “Jetzt kaufen, später bezahlen” ist im Grunde genommen eine verbraucherfreundlichere Alternative zu Layaways. Der Kunde muss nicht auf den Artikel warten, bis dieser abbezahlt ist, Verbraucher müssen nur so lange auf ihren Artikel warten, wie die Lieferung an die Haustür erfordert.
Man trifft heutzutage überall auf diese Zahlungsoption. Der Matratzenhersteller Leesa arbeitet mit Affirm zusammen, Anthropologie arbeitet mit Klarna und Sezzle nutzt Bodega.
Im Gegensatz zu Layaways wird der Artikel aber nicht im Vorfeld abbezahlt, sondern Verbraucher zahlen erst später; ein Weg, um teure Produkte finanzieren zu können. Diese Zahlungsmethode wird heute für alle möglichen Dinge verwendet, von alltäglichen Gegenständen wie Kleidung und Haushaltswaren bis hin zu großen Artikeln wie Fitnessgeräte.
Es gibt viele Zahlungsanbieter, die diese Funktion ermöglichen und im Grunde genommen bieten alle dasselbe an. Der Verbraucher kauft ein Produkt und kann dieses dann in mehreren Raten (in der Regel zwischen zwei und vier) oder vollständig innerhalb von 14 bis 30 Tagen zahlen.
Einer der Gründe, warum sich diese Lösung als so beliebt erweisen hat, ist, dass sie den Verbrauchern einen einfacheren Zugang zu Krediten bietet. Im Gegensatz zu Kreditkarten, bei denen die Nutzer viele persönliche Informationen angeben und eine strenge Bonitätsprüfung durchlaufen müssen, fragt der Zahlungsanbieter beim Kauf auf Raten nur nach dem Namen, der E-Mail-Adresse, dem Geburtsdatum und der Rechnungsadresse des Kunden.
Die Lösung spiegelt zudem das Kaufverhalten junger Verbraucher wider, die Artikeln kaufen, zu Hause ausprobieren und die nicht gewünschten dann wieder zurückgeben. Rücksendungen sind oft überschaubarer und stressfreier, wenn man sie nicht im Vorfeld zahlen muss.
6 Gründe, warum Dein Onlineshop die Optionen “Jetzt kaufen und später bezahlen” anbieten sollte
Nicht nur Verbraucher kaufen gerne jetzt und zahlen später. Aus der Sicht eines Ladenbesitzers und Unternehmers hat diese Methode ebenfalls zahlreiche Vorteile.
Hier sind sechs der überzeugendsten Argumente für “Jetzt kaufen, später bezahlen”.
Potenzielle Umsatzsteigerung
Wenn der Verbraucher seine Zahlungen verteilen kann, ist es wahrscheinlicher, dass er einen Kauf tätigt. Verbraucher müssen das Geld dann nicht einmal auf ihrem Konto haben, um Deine Produkte zu bestellen. Sie können das Produkt einfach nächste Woche bezahlen. Dies spricht vor allem Kunden an, die ihr Gehalt an bestimmten Wochentagen ausgezahlt bekommen und nicht bis zum nächsten Zahltag warten wollen.
Die plötzliche Umsatzsteigerung kann besonders hoch ausfallen, wenn der Artikel teurer ist, da Verbraucher möglicherweise eher bereit sind, einen teuren Artikel zu kaufen, wenn sie die Zahlung später leisten oder stückeln können.
Neue Kunden gewinnen
Immer mehr Verbraucher entscheiden sich für eine spätere Zahlung, selbst wenn sie Geld auf dem Konto haben, denn die Verteilung der Zahlungen auf Raten hat nur wenige Nachteile, wenn keine Zinsen berechnet werden.
Dies bedeutet, dass einige Kunden möglicherweise aktiv nach Unternehmen suchen, die ihre bevorzugten Kaufoptionen anbieten. Viele Verbraucher kaufen jetzt, zahlen aber später und viele Verkäufer arbeiten mit Dienst zusammen, die diese Option ermöglichen. Einige Zahlungsanbieter, wie Klarna, verfügen sogar über Apps, über die der Verbraucher direkt online einkaufen kann.
Vertrauen aufbauen
Früher war es fast unmöglich, Produkte sofort zu bekommen, aber erst später zu bezahlen. Der Sofortkauf und die spätere Zahlung gibt Verbraucher jedoch die Möglichkeit, Dein Produkt zu testen, ohne sich zum Kauf zu verpflichten. Wenn es ihnen gefällt, wird die Zahlung wie gewohnt geleistet. Wenn nicht, können sie das Produkt zurückgeben, ohne sich um die Rückerstattung kümmern zu müssen, da sie das Produkt ja noch nicht bezahlt haben.
Eine geringfügige Erhöhung durch die kostenlosen Rücksendungen kann Dein Unternehmen kurzfristig zwar mehr kosten, aber die langfristigen Vorteile einer erhöhten Kundenbindung können erheblich sein. Kunden sehen, dass Du genug Vertrauen in Dein Produkt hast, um eine mögliche Rücksendung zu riskieren und vertrauen Dir im Gegenzug genug, um selbst ein Urteil zu fällen.
Kaufabschlussquote steigern
Rund sechs Prozent der abgebrochenen Käufe werden laut Baymard Institute durch fehlende Zahlungsmöglichkeiten verursacht. Wenn Du Dein Zahlungsangebot erhöhst, indem Du die Lösung “Jetzt kaufen und später bezahlen” anbietest, kann Deine Abbruchrate sinken.
Das ist aber noch nicht alles.
“Jetzt kaufen, später zahlen” kann Deinen Checkout-Prozess viel reibungsloser machen. Verbraucher müssen keine Kreditkarteninformationen oder Rechnungsadresse angeben; sie müssen sich nur mit ihrem Klarna-Konto anmelden. Diese Tatsache ist besonders wichtig, wenn man bedenkt, dass 28 % aller Käufe abgebrochen werden, weil der Kunde kein neues Konto anlegen will und 17 % dem Onlineshop nicht vertrauten.
Deine Mitbewerber könnten diese Methode bereits nutzen
Wenn Deine Mitbewerber diese Lösung noch nicht anbieten, stehen die Chancen hoch, dass sie es bald tun werden. Untersuchungen haben ergeben, dass ein Drittel aller E-Commerce-Shops in den USA planen, in den kommenden ein bis zwei Jahren eine Finanzierungsfunktion anzubieten.
Wenn Du den Anforderungen der Verbraucher nicht gerecht werden kannst, verlierst Du unweigerlich Kunden.
Bietet Verbrauchern bessere Kreditlösungen
Fakt ist: Jetzt kaufen, später bezahlen ist für viele Verbraucher eine wesentlich günstigere Finanzierungslösung als Kreditkarten. Darüber hinaus bieten sie oft eine viel sicherere Form der Verschuldung als Kreditkarten oder Darlehen.
Erstere haben in der Regel zweistellige Zinssätze, während Letztere den Verbraucher in eine Schuldenspirale stürzen können. Wenn Deine Kunden erst einen Kredit aufnehmen müssen, um Dein Produkt zu kaufen, zögern sie möglicherweise, dies überhaupt zu kaufen, oder geraten in eine finanzielle Situation, der sie von einem späteren Wiederholungskauf abhält.
Viele Unternehmen machen sich Sorgen, an Kunden zu verkaufen, die sich die Produkte im Voraus nicht leisten können. Du musst Dir aber keine Sorgen machen. Zahlungsanbieter, die “jetzt kaufen, später zahlen” anbieten, müssen erst bezahlt werden, wenn die Transaktion abgeschlossen ist. Der Zahlungsanbieter verfolgt nicht zahlende Kunden selbstständig, Du bleibst also nicht auf den Schulden sitzen.
3 gute Gründe um die Option “Jetzt kaufen, später zahlen” anzubieten
Zahlung auf Raten oder zu einem späteren Zeitpunkt eignen sich natürlich nicht für jeden. Natürlich müssen auch hier einige Dinge beachtet werden.
Oft höhere Gebühren
Es kommen natürlich Kosten für die erhöhten Conversion-Raten und neue Kunden, die jetzt kaufen, aber später bezahlen, zustande. Diese Kosten zeigen sich in Form von höheren Gebühren. Klarna erhebt beispielsweise eine Gebühr von $0,30 und eine variable Gebühr von bis zu 5,99 % pro Verkauf. Das ist deutlich mehr als andere Zahlungsanbieter wie Visa und Mastercard.
Es sind aber nicht nur die höheren Gebühren, die Du fürchten musst. Es kommen unter Umständen auch zusätzliche Opportunitätskosten für die Integration einer weiteren Zahlungslösung zustande. Jedes Mal, wenn ein Verbraucher die Option „Jetzt kaufen, später bezahlen“ wählt, entscheidet er sich dafür, keine der anderen Zahlungsoption mit niedrigeren Gebühren zu verwenden.
Könnte Verbraucherschulden fördern
Während Optionen wie „Jetzt kaufen, später bezahlen“ als verbraucherfreundliche Finanzprodukte vermarktet werden, glauben einige Kritiker, dass sie Verbraucher dazu zu bringen, noch mehr unnötige Schulden zu machen.
Dies gilt unabhängig davon, ob man T-Shirts für 10 Euro pro Stück oder Matratzen für 1.000 Euro verkauft. Die verspätete Zahlung ermutigt Käufer, Kreditverträge mit Dritten abzuschließen, auch wenn sie es sich bereits leisten könnten, das Produkt sofort zu bezahlen.
Du könntest Deinen guten Ruf aufs Spiel setzen
Aufgrund der oben genannten Probleme ist die Lösung bereits in Verruf geraten. Angesichts des Mehrwerts, den sie einigen Verbrauchern bietet, besteht jedoch die Chance, dass sie in Zukunft eher positiv bewertet wird, dies wird sich aber erst mit der Zeit zeigen.
Wenn Du diese Zahlungsfunktion anbietest und die öffentliche Meinung später komplett ins Negative umschlägt, könnten Unternehmen, die diese Zahlungsfunktion ermöglicht haben, in Schwierigkeiten geraten. Die allgemeine Meinung könnte jedoch jederzeit in Positive umschlagen, wenn sich die Menschen erst mal an diese neue Option gewöhnt haben, daher sollte man sie als Unternehmer durchaus in Betracht ziehen und nicht gleich in Panik verfallen.
Zahlungsanbieter
Der Wettbewerb im Bereich “Jetzt kaufen, später bezahlen” ist hart und wächst. Das bedeutet, dass die Verbraucher mehr Möglichkeiten haben. Um die Kunden zufrieden zu stellen, solltest Du mehr als eine Option für Sofortkauf und spätere Bezahlung anbieten.
Hier sind einige der führenden Anbieter, die Du in Deinen Check-out Prozess integrieren solltest.
Klarna
Klarna ist ein schwedischer Zahlungsanbieter mit Hauptsitz in Stockholm, der Unternehmen Zahlungslösungen im Bereich E-Commerce anbietet. Klarna ist in 20 Ländern vertreten und bietet unterschiedliche Zahlungsoptionen auf Raten an.
Endverbraucher können ihre im Internet bestellte Ware auf Rechnung, mit Sofortüberweisung oder durch Ratenkauf bezahlen. Der Ratenkauf ermöglicht es Verbrauchern, den fälligen Betrag in mehrere Raten aufzuteilen und diese über einen längeren Zeitraum hinweg zu zahlen.
Klarna arbeitet mit bekannten Unternehmen wie Uniqlo, H&M und Anthropologie zusammen.
Affirm
Affirm soll Verbrauchern dabei helfen, Käufe jeder Größenordnung zu finanzieren. Es unterstützt kleine, alltägliche Einkäufe mit zinslosen Zahlungen, die über Wochen oder Monate aufgeteilt werden.
Der Finanzdienstleister für Ratenkredite bietet Verbrauchern auch die Option, Bedürfnisse wie Autoreparaturen mit verzinslichen Darlehen über sechs bis 18 Monate zu finanzieren. Über welchen Zeitraum die Verbraucher die Zahlungen verteilen, bleibt ihnen überlassen.
Affirm erhebt keine Gebühren einschließlich Verzugs- und Rückzahlungsgebühren. Es gibt auch keine Gebühr für die Eröffnung oder Schließung eines Kontos. Bekannte Unternehmen wie Peloton, Walmart und Adidas verwenden Affirm.
Quadpay
Mit Quadpay können Verbraucher ihre Einkäufe in vier Raten abbezahlen, die über sechs Wochen verteilt werden. Die Genehmigung erfolgt sofort und wird mithilfe einer Bonitätsprüfung durchgeführt.
Ladenbesitzer müssen Quadpay nicht an der Kasse installieren. Die Zahlungsfunktion ist überall dort verfügbar, wo Visa akzeptiert wird, da das Unternehmen seinen Nutzern ihre eigenen Quadpay Visa-Kartennummern zur Verfügung stellt. Kunden müssen lediglich den Onlinehändler auswählen und die Summe eingeben, – um alles andere kümmert sich Quadpay.
Sezzle
Mit Sezzle können Kunden ihre Käufe in vier zinsfreie Zahlungen aufteilen, die auf Zeitraum von sechs Wochen verteilt werden. Es fallen keine Gebühren an, wenn der Verbraucher pünktlich zahlt und es gibt keine weiteren Auswirkungen auf ihre Kreditwürdigkeit.
Sezzle arbeitet mit über 24.000 Unternehmen zusammen, darunter Brandless, YoungLA und GHOST, und lässt sich problemlos in alle führenden E-Commerce-Plattformen integrieren.
Afterpay
Afterpay ermöglicht Verbrauchern zinslose Einkäufe. Der vollständige Betrag kann in vier gleichen Zahlungen alle zwei Wochen zurückgezahlt werden. Wenn Verbraucher eine Zahlung vergessen, berechnet Afterpay $10. Weitere $7 werden in Rechnung gestellt, wenn die Zahlung nicht innerhalb einer Woche erfolgt.
Afterpay unterscheidet sich von anderen Kreditgebern dadurch, dass Kunden für jeden Kauf erneut genehmigt werden müssen, anstatt nur einmal ein Konto genehmigen zu lassen. Das Unternehmen sagt, dass sein Algorithmus so programmiert wurde, dass er Nutzer bevorzugt, die den Dienst bereits zuvor genutzt und immer pünktlich bezahlt haben. Bekannte Marken sind Jimmy Choo, lululemon und UGG nutzen den Service von Afterpay.
Fazit
Es ist wichtig, seinen Onlinekunden so viele Zahlungsoptionen wie möglich bereitzustellen, um ihnen ihre bevorzugte Zahlungsoptionen bieten zu können. Die Integration einer „Jetzt kaufen, später bezahlen“-Lösung, kann zu mehr Verkäufen führen, die Abbruchrate senken und das Vertrauen in Dein Unternehmen fördern.
Du musst jedoch mögliche Nachteile in Betracht ziehen, wie die erhöhten Gebühren, die eine solche Optionen mit sich bringen kann.
Spielst Du mit dem Gedanken, eine “Jetzt kaufen, später bezahlen”-Option anzubieten? Wenn ja, welche?