Google entwickelt ständig innovative Produkte und testet neue Funktionen, auch Augmented Reality (AR) ist derzeit ein heißes Thema.
Unter AR versteht man aber nicht nur die automatisch wechselnden Bilder in einem digitalen Bilderrahmen, die man mittlerweile aus vielen modernen Wohnzimmern kennt. Vielmehr versteht sich darunter eine neuartige Technologie, die neue Suchfunktionen für Android antreibt.
So auch Google Lens. Es ermöglicht die Einbringung einer physischen Umgebung in die digitale Welt.
Was ist Google Lens?
Google Lens ist eine Mobile App zur Bilderkennung von Google, mit der Benutzer über die Kamera ihres Smartphones mit realen Objekten interagieren können.
Google interpretiert diese Objekte mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) und liefert zusätzliche Informationen. Die Applikation kann Texte scannen und übersetzen, Möbel in Deiner Wohnung anzeigen und bei der Erkundung lokaler Sehenswürdigkeiten behilflich sein.
Google Lens ist bei einigen Modellen direkt in die Handykamera integriert. Wenn es nicht vorinstalliert ist, kann die App aus dem Google Play Store heruntergeladen werden.
Die Verwendung von Google Lens
Waren Du schon einmal auf Reisen und hast Dir gewünscht, die Bahnfahrkarte, die in einer Fremdsprache verfasst war, lesen zu können? Mit Google Lens musst Du nur die Kamera Deines Handys über den Text bewegen, um diesen zu übersetzen.
Du kannst Google Lens vielfältig verwenden, um Deine Umgebung zu erkunden. Wenn Du die Kamera auf eine Sehenswürdigkeit richtest, werden historische Fakten und Informationen wie Öffnungszeiten angezeigt. Du kannst die Funktion auch für Tiere oder Pflanzen nutzen, um beispielsweise Blumen oder Hunderassen zu identifizieren.
In einem Restaurant kannst Du die Funktion nutzen, um herauszufinden, welche Speisen auf der Speisekarte am beliebtesten sind (diese Informationen werden aus Google Maps gezogen). Schüler können Google Lens sogar für ihre Hausaufgaben verwenden. Man kann mit der Maus über eine Gleichung fahren und erhält dann eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Lösung des mathematischen Problems.
Aber eine der tollsten Anwendungen von Google Lens ist für Vermarkter gedacht und genau darüber möchte ich heute sprechen. Diese Verwendung hat mit Online-Shopping zu tun.
Angenommen, ein Nutzer surft auf seinem Handy und sieht einen Pullover, der ihm gefällt. Anstatt eine lange Suchanfrage auf Google zu starten (z. B. „brauner Pullover, Zick-Zack-Muster…“), kann der Nutzer einfach das Bild antippen, halten und Google Lens findet den gleichen Artikel (oder einen ähnlichen), den er dann kaufen kann.
Die App bietet sogar Tipps und Ideen, welche Artikel mit dem Pullover kombiniert werden könnten. Diese Empfehlungen basieren auf dem Verständnis von künstlicher Intelligenz, die analysiert, wie Personen auf professionellen Modefotos typischerweise ähnliche Kleidung kombinieren.
Bevor die Shopping-Funktion eingeführt wurde, konnten Nutzer bereits nach Kleidung suchen, indem sie einen Screenshot erstellten und ihn in Google Fotos öffneten oder ihre Kamera auf einen Artikel in einem Geschäft richteten.
Jetzt plant Google AR-Showrooms, damit Käufer neue Kleidung hoffentlich schon bald zu Hause virtuell anprobieren können.
Wie können E-Commerce-Unternehmen Google Lens optimal nutzen?
Zuerst sollte man die neue Funktion selbst mal ausprobieren, um sich ein besseres Verständnis zu verschaffen. Anschließend prüft man anhand spezifischer Beispiele, was alles möglich ist und was nicht.
Google Lens und die Bildersuche gibt es aber schon etwas länger, darum können wir bereits viel ableiten.
Tue Folgendes, um Deine Inhalte für Google Lens zu optimieren.
Lasse Deine Produkte auf Google Lens erscheinen
Bevor ich näher auf die Bildoptimierung eingehe, möchte ich sicherstellen, dass Deine Produkte bei Google angezeigt werden. Wie macht man das? Mit Produktlisten.
Produkteinträge sind kostenlos. Du kannst auch eine bezahlte Kampagne auf Google Shopping schalten, obwohl Shopping mittlerweile auch kostenlose Einträge anbietet.
Wenn Du die kostenlosen Produkteinträge von Google nutzen willst, werden Deine Produkte in der Google-Suche unter Google Bildern, in Google-Shopping und in Google Lens angezeigt. Du musst jedoch die Richtlinien von Google befolgen und einen der folgenden Schritte ausführen:
- Eröffne ein Konto im Google Merchant Center und erstelle einen Feed, um Produktinformationen hochzuladen.
- Integriere strukturierte Daten in Deine Webseite.
Google Merchant Center
Das Google Merchant Center informiert Google über Deine Produkte, damit sie in der Suche erscheinen.
So meldest Du Dich für das Google Merchant Center an:
Rufe die Startseite auf und melde Dich in Deinem Konto an.
Klick im Drop-Down-Menü auf “Im Merchant Center anmelden”.
Gib den Namen und die Informationen Deines Unternehmens ein.
Scrolle nach unten und gib weitere Informationen zum Checkout-Prozess und den von Dir verwendeten Tools ein. Beantworte die Frage, ob Du E-Mails erhalten möchtest. Stimme dann den Nutzungsbedingungen zu und klicke auf „Konto erstellen“.
Füge anschließend Deine Produkte hinzu. Erstelle dafür einen Produkt-Feed. Klick auf dem Startbildschirm des neuen Kontos auf „Produktdaten hinzufügen“.
Du kannst einzelne oder gleich mehrere Produkte hinzufügen.
Markup für strukturierte Daten
Wenn Du das Google Merchant Center nicht verwenden möchtest, kannst Du Deine Produkte mithilfe eines Markups für strukturierte Daten anzeigen lassen. (Tatsächlich empfehle ich diese Option auch dann, wenn man das Google Merchant Center verwendet.)
Strukturierte Daten sind Code-Snippets, die Deinem HTML-Code hinzugefügt werden und Google helfen, Informationen auf Deiner Webseite besser zu verstehen. Schema.org-Anmerkungen sind die am häufigsten verwendeten Markups für SEO.
Schema kann Google beispielsweise mitteilen, dass ein bestimmter Inhalt ein Rezept, ein Artikel, ein lokales Unternehmen oder eine Veranstaltung ist. Um Schema.org-Markup nutzen zu können, benötigst Du jedoch Zugriff auf den HTML-Codes Deiner Website.
Google bietet einen hilfreichen Leitfaden zum Einrichten strukturierter Daten im Merchant Center. Falls Du WordPress verwendest, kannst Du eins der zahlreichen Schema-Markup-Plug-ins benutzen.
Sobald Du das Code-Snippet dem Quelltext hinzugefügt hast, solltest Du das Testtool für strukturierte Daten verwenden, um sicherzustellen, dass alles wie gewünscht funktioniert.
Befolge die Best Practices zur Bildoptimierung von Google mit Google Lens
Die Google-Lens-Technologie ähnelt der umgekehrten Bildersuche von Google, setzt jedoch auf einem ausgefeilteren Einsatz von KI. Viele der Prinzipien, die auch für die Bildoptimierung für SEO gelten, gelten ebenfalls für die Optimierung für Google Lens.
Bildgröße
Große Bilder, die nur langsam (oder gar nicht) laden, können der SEO schaden (da sie Deine Webseite weniger benutzerfreundlich machen).
Da Onlineshops in der Regel viele Bilder enthalten (und das sollten sie!), sind schnelle Ladezeiten besonders wichtig. Verwende daher Komprimierungsprogramm wie Compress JPEG oder Compress PNG, um Deine Bilder zu verkleinern.
Bilderbeschriftung und Keywords
Verwende stets Keywords und beschreibende Begriffe, auch in Bildtiteln, ALT-Text, Dateinamen und EXIF-Dateien. Füge Bildbeschriftung und ALT-Text über den HTML-Code Deiner Webseite hinzu oder verwende Dein Content-Management-System (z. B. WordPress oder Squarespace).
EXIF-Dateien können lokal auf Deinem Computer bearbeitet werden. Diese Daten fügen Deinem Foto detailliertere Informationen hinzu, z. B. Uhrzeit und Datum der Aufnahme sowie die verwendete Kamera.
Obwohl maschinelle Lernprozesse wie Google Lens beim Ausführen einer Suche eher auf Bilderkennung als auf Text angewiesen sind, kann das Hinzufügen klarer und relevanter Informationen die SEO und die Benutzererfahrung verbessern.
Verwende qualitativ hochwertige Fotos und Grafiken für Google Lens
Eine weitere Möglichkeit zur Optimierung besteht in der Nutzung scharfer Produktbilder.
Wenn der Nutzer auf das Foto eines braunen Pullovers klickt und Du diesen Pullover verkaufst, möchtest Du natürlich, dass Dein Produkt in den Suchergebnissen erscheint. Dazu muss Google aber erst verstehen, dass der von Dir verkaufte braune Pullover genau der Artikel ist, nach dem der Nutzer sucht.
Schaue Dir Deine Webseite an und ersetze alle Bilder, die verschwommen und unklar erscheinen oder bei denen Elemente nicht vollständig angezeigt werden. Verwende möglichst nur hochauflösende Bilder, die mit einer professionellen Kamera aufgenommen wurden, optimiere jedoch die Ladezeit der Datei. Entscheide Dich für ein hochwertiges Dateiformat wie PNG oder JPG.
Google Lens im Vergleich zu Pinterest Lens
Google Lens ist nicht das einzige Programm, das künstliche Intelligenz nutzt. Pinterest verfügt über ein ähnliches Feature, Pinterest Lens.
Wie bei Google Lens können Nutzer mit Pinterest Lens ebenfalls Produkte von Drittanbietern kaufen. Nutzer können ein Foto machen, hochladen oder mit ihrer Kamera über ein Objekt fahren, um die Funktion zu nutzen.
Wo besteht der Unterschied zwischen Google Lens und Pinterest Lens?
Auf Pinterest ist viel los. Im Gegensatz zum allgegenwärtigen Google ist Pinterest ein spezifisches Ökosystem mit eigenem Programm für verifizierte Händler und einer internen Suchmaschine.
Wenn Du Deine Marke für Pinterest Lens optimieren möchtest, brauchst Du ein Unternehmenskonto. Füge Deine Produkte über Kataloge auf Pinterest hinzu und nimm am Verifizierten-Händler-Programm teil. Ansonsten gelten dieselben Regeln wie bei Google Lens.
Um in Pinterest Lens gefunden zu werden, musst Du Deine Bilder optimieren, indem Du gezielte Keywords im Dateinamen, Titel und ALT-Text verwendest. Stelle zudem sicher, dass die Fotos schnell geladen werden und eine hohe Qualität aufweisen.
Was bedeutet Google Lens für Vermarkter?
Fortschritte in der Google-Lens-Suche verändern nicht nur die SEO. Sie stellen auch eine bedeutende Veränderung in der Art und Weise dar, wie Nutzer nach Produkten suchen.
Wenn man heute online einkaufen möchte, besucht man möglicherweise einen Onlineshop und gibt einen Suchbegriff ein. Wenn man das gewünschte Produkt gefunden hat, checkt man aus und kehrt dann zur vorherigen Aufgabe zurück. Aber mit Google Lens wird jede Minute im Internet zu einem potenziellen Einkaufserlebnis. Du kannst während des Surfens in den sozialen Medien, Blog-Artikeln oder beim Chatten mit Freunden beiläufig neue Produkte entdecken.
Tech-Journalisten haben die neue Strategie von Google und die Verbesserung der Shopping- und Lens-Funktionen bereits mehrmals als ernsthafte Konkurrenz für Amazon bezeichnet… Und damit haben sie wahrscheinlich Recht.
Google möchte, dass die Nutzer mehr Zeit mit der Google-Suche verbringen und weniger Zeit in Onlineshops. Für alle Onlineshop-Betreiber ist diese Information besonders wichtig, weil in Zukunft möglicherweise weniger Personen auf Deine Webseite zugreifen, indem sie Deine URL eingeben. Stattdessen können sie direkt über Google Lens oder Pinterest Lens in Deinen Onlineshop gelangen.
In Zukunft werden sich viele Marken möglicherweise stärker auf Strategien wie Produktplatzierung konzentrieren müssen. Wenn viele Bilder berühmter Person, die Dein Produkt verwenden, im Internet kursieren, könnten potenzielle Kunden über die Lens-Suche schneller auf Dein Produkt aufmerksam werden.
Fazit
Google setzt auf Innovation und erfindet die Suche stets neu. Google Lens ist das jüngste Beispiel für das stetige Wachstum der Suchgiganten.
E-Commerce-Händler sollten diese neue Technologie nicht ignorieren, da sie die Zukunft der Bildersuche sein könnte. Als Vermarkter wird von uns erwartet, dass wir uns umgehend auf technologische Veränderungen einstellen, und Google Lens ist da keine Ausnahme.
Kennst Du Google Lens oder Pinterest Lens? Was hältst Du von dieser Art der neuen Suche?