Wenn Du ein E-Commerce-Unternehmen betreibst oder eins aufbauen willst, bist Du sicherlich mit dem Begriff „Mindestbestellmenge“ (oder MOQ für Minimum Order Quantity) vertraut, weißt aber nicht, wie Du mit diesem Konzept umgehen sollst. Es gibt viele Gründe, die für oder gegen diese Methode sprechen und genau das macht die Entscheidung für oder gegen eine Mindestbestellmenge so schwer.
In diesem Blogbeitrag erfährst Du, was eine Mindestbestellmenge ist, wie man sie erfolgreich einsetzt und wie man dadurch seinen Umsatz steigert sowie Kosten senkt.
Was ist eine Mindestbestellmenge?
Bevor wir ins Thema eintauchen, möchte ich den Begriff Mindestbestellmenge definieren.
Die Mindestbestellmenge ist die Minimalmenge an Produkten, die ein Kunde kaufen muss, damit der Auftrag abgewickelt werden kann.
Stelle Dir vor, Du wärst Großhändler auf der Plattform Alibaba. Deine Mindestbestellmenge beträgt 100 Einheiten. Das bedeutet, dass Dein Kunde mindestens 100 Einheiten (Produkte) kaufen muss, um bei Dir bestellen zu können. Die Mindestbestellmenge kann auch ein Mindestbestellwert sein, zum Beispiel 500 Euro.
Warum macht dies Sinn?
Es schützt Dein Geschäft und Deine Gewinnmargen. Wenn jemand beispielsweise nur fünf Artikel bestellt, könnte dies unwirtschaftlich sein, weil sich die Produktion für solch kleine Mengen nicht lohnt. In diesem Fall würdest Du am Ende vielleicht sogar noch Geld verlieren. Durch die Mindestbestellmenge wird sichergestellt, dass die Produktionskosten gedeckt werden können und ein Gewinn erzielt wird.
Aber macht die Mindestbestellmenge nur bei Herstellern oder Großhändlern Sinn? Nein. Sie kann auf alle möglichen Situationen angewendet werden. Du könntest zum Beispiel einen Mindestbestellwert festlegen, damit sich Kunden für den kostenlosen Versand qualifizieren.
So berechnet man die Mindestbestellmenge
Die Berechnung der Mindestbestellmenge ist nicht so einfach. Die Berechnung ist jedoch ein wichtiger Bestandteil der Bestandskontrolle, unterscheidet sich aber stark von Unternehmen zu Unternehmen. Es gibt keine feste Formel zur Berechnung der Mindestbestellmenge, darum musst Du die Vorgehensweise jeweils an Dein Unternehmen anpassen.
Wie berechnen wir die Mindestbestellmenge?
Befolge die folgenden Schritte:
Schritt Nr. 1: Berechne den Bedarf
Die Bedarfsprognose ist der Kern unserer Formel zur Berechnung der Mindestbestellmenge.
Für die Bedarfsprognose musst Du Dein Angebot, saisonale Abhängigkeiten, Wettbewerb und weitere Faktoren berücksichtigen, die sich auf Deinen Verkauf auswirken können.
Diese Daten können genutzt werden, um Deine Bestellungen bei Lieferanten zu planen oder Produktionsumstellung vorherzusehen, um sicherzustellen, dass Du der Nachfrage gerecht werden kannst.
Hier sind weitere Dinge, die zu berücksichtigen sind:
- Zeit für den Versand Deiner Produkte
- Zeit für den Speditionstransport
- Produktionszeiten
- mögliche Verzögerungen, die die Erfüllung der Nachfrage gefährden könnten
Beispiel: Du verkaufst Handyhüllen und möchtest 10.000 Einheiten pro Quartal verschicken. Der Verkauf ist jedoch saisonabhängig. Im vierten Quartal verkaufst Du aufgrund der erhöhten Nachfrage zu Weihnachten 15.000 Einheiten, dafür sinkt der Verkauf im zweiten Quartal auf 5.000 Einheiten. Im Durchschnitt dauern die Herstellung und der Versand einer Handyhülle eine Woche.
Schritt Nr. 2: Berechne Deine Gewinnschwelle
Als Nächstes musst Du Deine Gewinnschwelle berechnen.
Die Gewinnschwelle ist der Punkt, an dem Erlöse und Gesamtkosten der Produktion gleich hoch sind und somit weder Verlust noch Gewinn erwirtschaftet wird. Einfach ausgedrückt handelt es sich um die Mindestanzahl an Produkten, die Du verkaufen musst, um Deine Kosten zu decken und einen Gewinn zu erzielen, also der Punkt, an dem die Einnahmen aus dem Verkauf die Kosten übersteigen.
Beispiel: Wie viel Umsatz würdest Du im Verhältnis zu den Ausgaben für Produktion, Gehälter und andere Ausgaben erzielen, wenn Du fünf Handyhüllen verkaufst? Deinen Berechnungen zufolge musst Du 100 Hüllen verkaufen, um Deine Kosten zu decken.
Schritt Nr. 3: Berechne die Haltekosten
Haltekosten sind Lager- oder Bestandskosten, die für das Halten eines bestimmten lagerfähigen Produktes bis zum geplanten Verwendungszeitpunkt, z. B. dem Versand an einen Kunden aufkommen.
Es kostet Dich mehr Geld, Dein Inventar über längere Zeit hinweg zu halten. Je schneller Du Deine Ware bewegen kannst, desto geringer sind die Lagerhaltungskosten und desto höher ist Deine Gewinnspanne. Allerdings haben nicht alle Waren die gleichen Lagerkosten. Einige Waren müssen möglicherweise gekühlt werden, was die Ausgaben für Strom erhöht, während andere Artikel wie Telefonhüllen bei Raumtemperatur monatelang in einem Regal gelagert werden können.
Beispiel: Du stellst fest, dass die Lagerung von 500 Handyhüllen 2.000 Euro pro Monat kostet.
Schritt Nr. 4: Berechne Deine Mindestbestellmenge
Nun können wir die gesammelten Daten nutzen, um unsere endgültige Berechnung durchzuführen.
Nehmen wir an, Deine Kunden kaufen derzeit durchschnittlich 200 Einheiten pro Bestellung. Du musst mindestens 100 Einheiten verkaufen, um einen Gewinn zu erzielen. In diesem Fall könntest Du Deine Mindestbestellmenge auf 200 Einheiten festlegen. Dies deckt Deine Gewinnspanne ab und Du könntest die Mindestbestellmenge bei Bedarf auf 150 Einheiten senken, ohne Verlust zu machen.
Was sind die Vorteile einer Mindestbestellmenge?
Großhändlern und Herstellern bietet die Umstellung auf eine Mindestbestellmenge viele Vorteile. Hier sind die wichtigsten in einer kurzen Übersicht:
- Cashflow. Befürchtest Du zu viel Geld in die Produktion zu investieren, ohne die Produkte hinterher verkaufen zu können? Eine Mindestbestellmenge bedeutet, dass Du weniger Geld in Rohstoffe oder Produkte binden würdest, für die Du hinterher eventuell keinen Absatz findest. Du kannst Deine Kosten und Deinen Gewinn an eine Mindestbestellmenge binden, um unnötige Ausgaben zu vermeiden und Dein Risiko zu minimieren.
- Weniger Lagerbestand. Deine Produkte sollen nicht im Regal verstauben. Durch die Implementierung einer Mindestbestellmenge kann die Anzahl der versandfertigen Artikel im Lager gesenkt werden. Je kürzer Deine Produkte lagern, desto weniger Geld muss für Lagerkosten aufgewendet werden und desto größer ist am Ende auch Dein Gewinn.
- Steigerung des Gewinns. Das Wichtigste bei der Implementierung einer Mindestbestellmenge ist natürlich die Nachfrage. Du rätst nicht, wie viele Produkt oder Rohmaterialien Deine Kunden kaufen wollen. Du hast eine klare Vorstellung von der Nachfrage und wie viel Bestand Du realistisch bewegen kannst. Die Mindestbestellmenge stellt ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage her, damit Du in größeren Mengen produzieren kannst, um Deine Gesamtkosten zu senken und Deinen Gewinn zu steigern.
- Lagerbestandsanpassung. Ein weiterer Vorteil der Mindestbestellmenge ist die Möglichkeit, Lagerbestände einfacher anzupassen und bei Bedarf zu verschieben. Wenn Du 100 Handyhüllen hast und eine nach der anderen verkaufst, kann es Monate dauern, bis ein gesamtes Inventar verkauft ist. Mit einer Mindestbestellmenge von 50 oder 100 Einheiten bräuchtest Du nur ein oder zwei Kunden, um Deinen Restbestand zu räumen.
- Niedrigere Versandkosten. Wenn Du häufig Rohstoffe kaufen musst, um Deine Produkte herzustellen, hast Du möglicherweise sehr hohe Frachtkosten. Die Mindestbestellmenge gibt Dir die Möglichkeit, diese Kosten zu optimieren, denn Du kannst Deine Kosten für Fracht und Versand senken, da Du Produkte in großen Mengen verschickst und bessere Konditionen erhältst.
5 Tipps, um mit der Mindestbestellmenge Geld zu verdienen
Okay, kommen wir nun zum Teil, der Spaß macht! Wir haben die Mindestbestellmenge definiert, ihre Vorteile erläutert und ihre Berechnung erklärt. Jetzt besprechen wir, wie man diese Formel nutzt, um Geld zu verdienen.
Ich weiß, dass dieses Thema entmutigend sein kann. Was ist, wenn man seine Kunden abschreckt? Wenn dieser Gedanke in Deinem Kopf herumschwirrt, solltest Du die folgenden Tipps befolgen.
1. Eliminiere Schnäppchenjäger
Bei der Mindestbestellmenge geht es nicht nur darum, Deine Gewinnspanne zu verbessern. Sie dienet vor allem als Mittel, Kunden zu finden, die gerne mehr Geld für Deine Produkte ausgeben.
Es ist oft einfacher, eine kleinere Anzahl ausgabefreudiger Kunden zu bedienen, als viele Kunden, die geringe Mengen abnehmen. Wenn Du viele Kunden bedienen musst, die wenig Umsatz erzeugen, bedeutet das, dass Du viel länger brauchst, um Deine Einkommensziele zu erreichen, und noch dazu mehr Zeit und Energie aufwenden musst.
Die Mindestbestellmenge kann genutzt werden, um Schnäppchenjäger auszusortieren, die nur auf den niedrigsten Preis aus sind, und mehr Platz für Stammkunden zu schaffen, die gerne mehr kaufen. Dies bedeutet wiederkehrende Einnahmen und die Verabschiedung von einem instabilen Einkommensfluss.
Warum sollte die Generierung wiederkehrender Einnahmen Priorität haben?
- Treue Stammkunden geben bis zu 10-mal mehr Geld aus als Neukunden
- Die Steigerung der Kundenbindungsrate um 5 % kann den Gewinn um bis zu 25 % erhöhen
2. Biete einen besonderen Anreiz an
Möchtest Du Deine Kunden davon überzeugen, die Mindestbestellmenge wahrzunehmen? Dann biete ihnen einen besonderen Anreiz in Form von Rabatten.
- Reduziere die Kosten pro Einheit bei höheren Bestellmengen. Biete drei Flaschen Shampoo für 60 Euro an, nicht jeweils eine Flasche für 30 Euro.
- Biete kostenlosen Versand ab einer bestimmten Bestellmenge. Die meisten Onlinehändler bieten ihren Kunden einen kostenlosen Versand, wenn ein gewisser Mindestbetrag erreicht wird. Dies ermutigt Kunden, mehr Geld auszugeben, um sich für den kostenlosen Versand zu qualifizieren.
3. Entwickle eine attraktive Preisgestaltung, um den Umschlag zu steigern
Die Mindestbestellmenge funktioniert nur dann, wenn der Preis stimmt. Der Preis Deiner Produkte muss natürlich die Ausgaben decken und Du musst einen Gewinn erzielen, dennoch muss er attraktiv genug sein, um Kunden anzuziehen. Wenn der Mindestbestellwert zu hoch ist, erzielst Du keine Bestellungen und sitzt länger auf Deinem Inventar, was die Kosten in die Höhe treibt.
Berechne zunächst Deinen Mindestbestellwert und führe dann eine Marktforschung durch. Finde heraus, welche Strategie Deine Mitbewerber verfolgen und bestätige, ob ausreichend Nachfrage herrscht, bevor Du Geld in diese neue Strategie investierst.
4. Eliminiere alte Lagerbestände mit Sonderverkäufen
Was passiert, wenn Du Deine Produkte nicht verkaufen kannst? Vielleicht herrscht gerade eine Flaute oder Du hast eine neue Produktvariante ausprobiert, die nicht gut ankommt. Ein Sonderverkauf ist oft die beste Möglichkeit, Deine Investition wieder reinzuholen und Dein Lager zu räumen.
Diese Strategie funktioniert besonders gut am Black Friday. GymShark, eine Marke für Sportbekleidung, konnte mit dieser Strategie alle internen Verkaufsrekorde brechen und erzielte in 60 Minuten 400.000 US-Dollar.
Mit der richtigen Umsetzung kannst Du überschüssiges Inventar loswerden und Deine Kosten für sich schlecht verkaufende Artikel doch noch decken. Zudem erhöht es die Kundenbindung und führt zu Neukunden, was den Gewinn langfristig steigert.
5. Verwende ein zuverlässiges Bestandsverwaltungssystem
Ein wesentlicher Bestandteil jedes erfolgreichen Unternehmens ist die Automatisierung, denn nur so kann man mit der gleichen Anzahl von Stunden am Tag mehr erreichen und sich auf die Aktionen konzentrieren, die zum Erfolg führen.
Der Erfolg Deiner Strategie hängt zum Großteil von Deinem Bestandsverwaltungssystem ab. Ein gutes System ermöglicht es, mit wenigen Mausklicks eine Nachbestellung für bestimmte Artikel durchzuführen, um so den Bestandsverwaltungsprozess zu optimieren.
Weitere Vorteile sind:
- zufriedene Kunden, weil die gewünschten Produkte immer auf Lager sind und Bestellungen schnell bearbeitet werden können
- die Verfolgung der Bestandsumschlagsquote, um bestehende Ressourcen besser zu nutzen und einzuteilen
- Spare Geld, indem Du weniger Geld im Lagerbestand bindest und vermeide zu niedrige Lagerbestände, um Aufträge zu erfüllen
Die Berechnung der Mindestbestellmenge
1. Berechne den Bedarf
Für die Bedarfsprognose musst Du Dein Angebot, saisonale Abhängigkeiten, Wettbewerb und weitere Faktoren berücksichtigen, die sich auf Deinen Verkauf auswirken können.
2. Berechne Deine Gewinnschwelle
Ermittle, wie viele Produkte Du verkaufen musst, um Deine Kosten zu decken und einen Gewinn zu erzielen.
3. Berechne die Haltekosten
Finde heraus, wie viele Kosten für das Lagern Deiner Produkte bis zum Versand anfallen.
4. Berechne Deine Mindestbestellmenge
Finde heraus, wie viele Einheiten Du verkaufen musst, um einen Gewinn zu erzielen, wie viele Einheiten Du voraussichtlich verkaufen wirst und passe Deine Mindestbestellmenge entsprechend an.
Fazit
Was schreckt viele Leute davon ab, ein eigenes Unternehmen zu gründen? Die hohen Investitionen. Nicht jeder hat Zugang zu Kapital, um in eine neue Idee zu investieren und der Gedanke, sich für ein Unternehmen zu verschulden, schreckt die meisten Leute ab.
Mit einer Mindestbestellmenge kannst Du zumindest die anfänglichen Investitionen wie die Kosten pro Einheit und Ausgaben für Lagerhaltung reduzieren. Welche Strategie sich jedoch für Dein Unternehmen und Deine Situation eignet, muss recherchiert werden. Sobald die richtige Strategie gefunden ist, kann sie bei Bedarf skaliert werden. Dies vermeidet unnötige Ausgaben und führt zu profitablen Geschäften.
Kapital ist nicht das Einzige, was man braucht, um ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen. Du brauchst auch eine großartige Marketingstrategie. Wenn Du Hilfe in diesem Bereich benötigst, solltest Du Dich an meine Agentur wenden!
Glaubst Du, dass die Mindestbestellmenge eine gute Strategie ist? Warum oder warum nicht?