
Es ist nicht einfach, ein erfolgreiches Start-up aufzubauen und ohne Kapital ist es noch schwieriger, doch mit einem großartigen Businessplan, Expertise und einer starken Marke könnte Equity Crowdfunding, auch Crowdinvesting genannt, die perfekte Lösung für Dein Unternehmen sein.
Bisher gibt es in Deutschland keine umfassende gesetzliche Grundlage, daher wird diese Art der Finanzierung als Teil des grauen Kapitalmarktes bezeichnet, macht sie zu einer praktikableren Methode zur Kapitalbeschaffung.
Equity Crowdfunding im Überblick
Equity Crowdfunding ist eine Finanzierungsform, bei der sich zahlreiche Personen über das Internet an Unternehmen beteiligen. Ein Unternehmer oder ein Unternehmen – in der Regel junge Unternehmen oder Start-ups – nutzen dafür eine Crowdfunding-Plattform, um Genussrechte oder partiarische Darlehen als Gegenleistung für die Investition des Mikroinvestors anzubieten.
Diese Genussrechte sind an den Erfolg des Unternehmens gebunden, es handelt sich somit um ein Kreditverhältnis, das mit einer Erfolgsbeteiligung gekoppelt ist.
Warum ist diese Art der Finanzierung wichtig für Unternehmen?
Wenn Du schon mal ein Unternehmen gegründet hast, weißt Du, dass eine der größten Herausforderungen darin besteht, Investitionen zu beschaffen. Früher brauchte man dafür einen Risikokapitalgeber oder Business Angel (private Personen mit einem Nettovermögen von mindestens einer Million US-Dollar oder mit einem Jahreseinkommen von mindestens 200.000 US-Dollar).
Crowdinvesting-Angebote gibt es seit 2009 und die bisher über Crowdinvesting gewonnenen Finanzierungsbeträge weisen inzwischen hohe Wachstumsraten auf. Da der Mindestinvestitionsbetrag so gering bemessen ist, kann sich jedermann auch mit Kleinbeträgen am Unternehmen beteiligen und somit im Erfolgsfall eine Erfolgsbeteiligung an dem von ihm finanzierten Unternehmen erhalten.
Selbst heute große Unternehmen wie Amazon oder Google haben mal klein angefangen und dank Equity Crowdfunding hat heutzutage jeder die Möglichkeit, am nächsten großen Hit teilzuhaben.
Dies ist natürlich mit einem gewissen Risiko verbunden, da viele Start-ups scheitern. Im Jahr 2019 lag die Ausfallrate für Start-ups sogar bei 90 %.
Aktuelle Trends im Crowdinvesting
Viele der aktuellen Trends gehen auf die Notwendigkeit des Verbraucherschutzes zurück. Wenn man in ein börsennotiertes Unternehmen investiert, investiert man in ein etabliertes, stark reguliertes Unternehmen. Beim Crowdinvesting ist das jedoch anders.
Es erfordert enorme Ressourcen, um sich als Unternehmen an der Börse notieren zu lassen, daher ist dies für Start-ups und kleine Unternehmen keine Option. Aus diesem Grund wenden sich diese Unternehmen alternativen Mitteln der Kapitalbeschaffung zu, wie z. B. Crowdfunding. Dies bietet privaten Investoren zwar große Chancen, kann sie aber auch einem großen Risiko aussetzen.
Aus diesem Grund war die Investition in Start-ups früher Risikokapitalgebern und Angel-Investoren vorbehalten, da man davon ausging, dass sie über die Mittel und die Erfahrung verfügen, um ein solches Risiko einzugehen. Der Ausschluss der Öffentlichkeit führte jedoch zu einem zweistufigen System, da versierte private Investoren sich nicht an vielversprechenden Start-ups beteiligen konnten.
Gesetzliche Grundlagen
Der Jumpstart Our Business Startups Act (JOBS Act) ist ein US-amerikanisches Bundesgesetz mit dem Ziel, durch eine Verbesserung des Zugangs zum öffentlichen Kapitalmarkt der USA die Schaffung von Arbeitsplätzen und das Wirtschaftswachstum in den USA zu erhöhen. In Deutschland gibt es bisher jedoch keine umfassende gesetzliche Grundlage.
Ein wachsender Markt
Crowdinvesting ist ein relativ junger Markt, und obwohl er mittlerweile einen Wert von über 10 Milliarden US-Dollar hat, erscheint dies doch wie ein winziger Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu den 282 Milliarden US-Dollar, die jedes Jahr durch Risikokapital entstehen. Es handelt sich jedoch um einen Wachstumsmarkt, und wenn an sich die Märkte in anderen Ländern ansieht, gibt es einige Anzeichen dafür, dass diese Option der Kapitalbeschaffung in den kommenden Jahren exponentiell wachsen könnte.
In Großbritannien ist diese Art des Crowdfundings bereits viel etablierter. Dies ist größtenteils auf die gesetzliche Lage zurückzuführen, die es Unternehmen ermöglicht, schneller zu wachsen. Aufgrund des JOBS Acts können wir davon ausgehen, dass wir einen ähnlichen Aufschwung in den USA erleben werden und vielleicht kommt dieser Trend ja bald nach Deutschland.
So erhältst Du Eigenkapital über Crowdfunding
Wie man von einem wachsenden Markt erwarten würde, stehen dem Nutzer zahlreiche Plattformen zur Auswahl. Jede hat ihre Vor- und Nachteile, daher ist es wichtig, vorher eine gründliche Recherche durchzuführen und eine Plattform zu finden, die die beste Option für Dein Unternehmen bietet.
Sobald Du Dich für eine Plattform entschieden hast, musst Du Dich bewerben. Diese Plattformen sind sehr darauf bedacht, ihre Investoren zu schützen, darum wird jede Bewerbung einer gründlichen Prüfung unterzogen. Du bauchst eine gute Strategie und einen soliden Businessplan, der Deinen Investoren einen Mehrwert bietet.
Wenn Dein Start-up akzeptiert wird, kannst Du Deine Bedingungen festlegen (wie viel Geld Du sammeln willst, welche Art von Beteiligung Du bietest usw.). Dies ist einer der großen Vorteile von Crowdinvesting, da Du immer die volle Kontrolle hast. Du musst nicht mit einem einzigen Angel-Investor verhandeln, der über die Zukunft Deines Unternehmens entscheiden kann. Stattdessen liegt es in der Hand der Öffentlichkeit und der privaten Investoren.
Zu guter Letzt musst Du Dich um die Einhaltung aller Regeln zu kümmern, und sicherstellen, dass Dein Unternehmen über alle notwendigen Dokumente verfügt sowie alle nötigen Finanztests besteht. Für Regulation Crowdfunding (bis zu 5 Millionen US-Dollar) benötigt man eine unabhängige Finanzprüfung, ab Regulation A+ Crowdfunding (bis zu 75 Millionen US-Dollar) benötigt man jedoch eine vollständige Finanzprüfung, die etwas länger dauert.
Wenn sich herausstellt, dass Dein Unternehmen über alle nötigen Voraussetzungen verfügt und in guter Verfassung ist, kannst Du laut StartEngine in vier bis sechs Wochen mit sehr geringen Kosten oder durch Regulation A Crowdfunding in etwa sechs Monaten für etwa 50.000-75.000 US-Dollar alle notwendigen Mittel beschaffen.
Fallbeispiele erfolgreicher Equity Crowdfunding-Projekte
Obwohl Crowdinvesting ein relativ neues Phänomen ist, gibt es bereits viele Unternehmen, die damit großen Erfolg gehabt haben.
BrewDog
Wenn wir das Wort Start-up hören, denken wir in der Regel an Tech-Unternehmen, eines der erfolgreichsten Beispiele für Equity Crowdfunding stammt jedoch von einer Brauerei.
BrewDog wurde 2007 durch die beiden Freunde James Watt und Martin Dickie gegründet. Seitdem hat sich die Brauerei zu einem 2-Milliarden-Dollar-Unternehmen entwickelt, was die beiden Gründer größtenteils dem Equity Crowdfunding zu verdanken haben. Das Unternehmen in Privatbesitz befindet sich zu 22 % im Besitz von 120.000 individuellen Investoren, die bis 2020 insgesamt rund 95 Millionen US-Dollar investiert haben.

In einer Branche, die weltweit von einer Handvoll großer Brauereien dominiert wird, hat BrewDog es geschafft, weit über die Reichweite einer durchschnittlichen Privatbrauerei hinaus zu expandieren. Das Unternehmen nutzt weiterhin Crowdfunding, um in Nachhaltigkeit zu investieren.
Paradox Interactive
Der schwedische Publisher von Computerspielen Paradox Interactive konnte in nur 8 Minuten nach der Liveschaltung seines Angebots 3 Millionen US-Dollar sammeln. Dies zeigt das Potenzial von Crowdinvesting zur schnellen Kapitalbeschaffung.
Später im selben Jahr ging Paradox Interactive dann an die Börse und wurde mit 420 Millionen US-Dollar notiert. Dies zeigt, dass Equity Crowdfunding mehr als nur ein Instrument zur Geldbeschaffung ist. Es ist auch eine Möglichkeit, um für großes Aufsehen rund um Dein Unternehmen zu sorgen.
Wenn jemand sein hart verdientes Geld in Dein Unternehmen investiert, wird er gleichzeitig zum Markenbotschafter und wenn Du Tausende von Menschen auf der ganzen Welt von Deinem Unternehmen überzeugst, kann dies Deine Marke ins Rampenlicht katapultieren.
Knightscope
Knightscope, ein amerikanisches Unternehmen für Überwachungskameras und Robotik, ist ein perfektes Beispiel für die Flexibilität, die Crowdinvesting bietet. Knightscope sammelte zunächst in nur 7 Tagen 150.000 US-Dollar und nutzte dieses Kapital, um zu skalieren. Sechs Monate später eröffnete es dann eine neue Runde und sammelte 1,1 Millionen US-Dollar. Das war aber nichts im Vergleich zu den 20 Millionen US-Dollar, die zwei Jahre später gesammelt wurden.
CEO William Santana Li wies ausdrücklich auf die positive Wirkung von Crowdinvesting für die Marke Knightscope hin. Dies – zusammen mit dem Eigenkapital – ermöglichte es dem Unternehmen zu wachsen und einen geschätzten Wert von über 320 Millionen US-Dollar zu erreichen, was zu Spekulationen führt, dass das Unternehmen bald an die Börse gehen könnte.
Es handelt sich um ein weiteres Beispiel dafür, wie der gute Einsatz von Equity Crowdfunding einem Start-up-Unternehmen eine hervorragende Plattform bieten kann.
Unternehmen im Crowdinvesting
Die Crowdinvesting-Branche der USA wird weitgehend von drei Unternehmen dominiert: WeFunder, StartEngine und Republic.
Die zehn führenden Plattformen konnten im Jahr 2020 insgesamt 209 Millionen US-Dollar aufbringen, wobei über 177 Millionen auf diesen drei Plattformen zusammenkam.
WeFunder
Wefunder verwendet eine Bestimmung im JOBS Act von 2012, die es nicht akkreditierten Anlegern ermöglicht, Eigenkapital in privaten Frühphasenunternehmen zu erwerben. Dieser Crowdfunding-Service hat den größten Marktanteil was das aufgebrachte Kapital angeht.

Einer der attraktivsten Aspekte von WeFunder ist die Anmeldung ohne Gebühren. Man kann die Plattform ganz in Ruhe ausprobieren und sich darauf konzentrieren, Geld für sein Unternehmen zu sammeln, ohne vorab Zahlungen leisten zu müssen.
StartEngine
StartEngine verfügt über eine Community von über 300.000 Investoren, was es zu einer großartigen Plattform macht, um ein Unternehmen bekannt zu machen.
Mit über 375 erfolgreichen Projekten im Gesamtwert von über 250 Millionen US-Dollar ist StartEngine einer der ersten Anlaufpunkte, wenn es um die Kapitalbeschaffung mit Crowdfunding geht.

StartEngine ist besonders stolz auf seinen Full-Service-Plan, der Kunden die vollständige Kontrolle über ihre Angebot gibt. Der Unternehmer hat stets die volle Kontrolle und kann sein Angebot an seine geschäftlichen Bedürfnisse anpassen.
Republic
Republic konzentriert sich darauf, mehr als nur Kapital für Unternehmen zu beschaffen. Mit über 350.000 Investoren wirbt diese Plattform damit, „echte Fans und Unterstützer zu gewinnen“.

Dies ist sicherlich ein häufig unterschätzter Teil des Crowdinvestings und man sollte nicht vergessen, dass es um mehr als Geld geht. Die Aufmerksamkeit, die eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne bringen kann, ist großartiges Marketing.
Crowdinvesting, Risikokapital oder Angel Investor: Was ist das Richtige für Dein Unternehmen?
Auf den ersten Blick klingt Crowdfunding großartig, aber wie immer gibt es auch hier Nachteile. Wenn Du Geld für Dein Start-up sammeln willst, solltest Du die positiven und negativen Aspekte im Vorfeld genau abwägen und Deinen Businessplan entsprechend anpassen.
Die Vorteile von Crowdinvesting
- Du kannst potenziell Tausende von Markenbotschaftern auf der ganzen Welt gewinnen.
- Du erhältst eine öffentliche Bestätigung.
- Du steigerst Deine Markenbekanntheit.
- Du behältst die volle Kontrolle über Dein Unternehmen (Du bietest den Investoren kein Mitspracherecht).
Die Nachteile von Crowdinvesting
- Du musst Dich in der richtigen Phase der Geschäftsentwicklung befinden.
- Du musst für Aufregung um Deine Marke sorgen.
- Oft sind Vorabinvestitionen erforderlich, um das Interesse der Menschen an Deinem Angebot zu wecken.
- Der Prozess kann sehr zeitaufwendig sein.
Wenn man Crowdinvesting mit Risikokapital oder Angel Investment vergleicht, wird jedoch klar, warum Crowdfunding triumphiert: Kontrolle.
Wenn man Tausende von Kleinanlegern statt einer Handvoll Großanleger hat, ist der externe Druck und der potenzielle Einfluss der Investoren auf das Unternehmen viel geringer. Da der private Investor kein Mitspracherecht hat, kann er Dir nicht sagen, wie Du Dein Unternehmen zu führen hast, er fühlt sich aber als Teil einer Gemeinschaft und macht Dein Unternehmen bekannt, was enorme Auswirkungen haben kann.
Fazit
Der Aufbau eines florierenden Start-ups ist nicht einfach und wenn man keinen Zugang zu Kapital hat, eigentlich unmöglich. In der Vergangenheit hatten kleine Unternehmen nur begrenzte Möglichkeiten, um Gelder zu beschaffen, der neue Trend Crowdinvesting verschafft Start-ups jedoch Zugang zu Tausenden von Investoren, die mach dem nächsten großen Trend suchen.
Dies ist nicht nur eine Gelegenheit zur Kapitalbeschaffung, sondern auch optimales Marketing, da es große Begeisterung rund um Deine Marke auslöst. Wenn Du Millionen von Euros von Investoren weltweit sammelst, werden die Leute über Dein Unternehmen sprechen und eventuell sogar zu Markenbefürwortern. Das ist fast so wertvoll wie das Geld, das Du sammeln willst.
Was hat Dich bisher zurückgehalten?
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