BOPUS (Buy Online, Pick Up In-Store) – Online kaufen, im Geschäft abholen – ist der neue Hype im Einzelhandel.
Einzelhändler können ihren Kunden ein einzigartiges Omnichannel-Erlebnis bieten, indem sie die Vorteile des Onlinekaufs nutzen und ihre Waren dann im Laden abholen, was zu mehr Umsatz im Geschäft führen kann. Die Synergien zwischen Onlinehandel und dem Besuch im Laden müssen dafür jedoch bestens abgestimmt sein.
Wo liegen die Vorteile dieser Strategie und wie können Händler ideale Ergebnisse liefern? Hier sind einige Tipps.
Was genau versteht man unter “online kaufen und im Laden abholen”?
Wie der Name bereits sagt, kauft der Kunde seine Waren über das Internet und holt die Bestellung anschließend im Laden ab. Das Prinzip ist eigentlich ganz simpel.
- Der Kunde gibt eine Bestellung auf. Der Kunde kauft seine Waren online über eine mobile App oder auf der Webseite des Einzelhändlers. Im Checkout-Prozess kann der Kunden dann das Datum, die Uhrzeit und den Ort, an dem er seine Bestellung abholen will, auswählen.
- Der Händler bereitet die Bestellung vor und stellt sie zur Abholung bereit. Die Verkäufer suchen die bestellten Artikel im Laden und verpacken sie. Sobald das Paket zur Abholung bereit ist, erhält der Käufer eine Benachrichtigung per SMS oder E-Mail.
- Der Kunde holt das Paket ab. Der Kunde kann sein Paket im Geschäft oder an einem anderen Ort abholen. Der Einzelhändler kann auf Wunsch alternative Abholorte bestimmen, damit der Kunde nicht den ganzen Weg bis ins Geschäft zurücklegen muss.
Diese Art des Einkaufens wird immer beliebter, da Verbraucher die Bequemlichkeit und Geschwindigkeit des Online-Shoppings bevorzugen. Hier sind einige Statistiken, wie zeigen, wie beliebt die neue Form des Handels ist:
- 68 % der Verbraucher machen von BOPUS Gebrauch
- 50 % der Kunden entscheiden sich für einen bestimmten Einzelhändler, weil er die Möglichkeit bietet, die Bestellungen im Geschäft abzuholen
- 48 % der Kunden bevorzugen die Abholung im Geschäft, weil sie auf diese Weise Lieferkosten sparen. 39 % schätzen die Schnelligkeit und 28 % die bequeme Art des Einkaufs.
Wie können Marken dieses Prinzip nutzen?
Du kannst Dir sicherlich vorstellen, dass „Online kaufen, im Geschäft abholen“ viele potenzielle Vorteile hat. Hier sind die Größten und Wichtigsten:
1. Mehr Traffic
Viele Kunden, die ihre Waren im Geschäft abholen, möchten sich noch mal schnell umschauen. Möglicherweise möchten sie sich ein Produkt, an dem sie schon länger interessiert sind, noch mal genauer anschauen oder nach einem bestimmten Artikel suchen.
Verbraucher bevorzugen diese Art des Einkaufs, weil sie sich das Produkt vor dem Mitnehmen noch mal ansehen können (77 Prozent), Versandkosten umgehen (65 Prozent), weil es bequem ist (29 Prozent) und das Produkt bei Bedarf sofort zurückzugeben können (23 Prozent).
BOPUS kann den Traffic Deines Onlineshops steigern und die Downloads Deiner mobilen App fördern. Du kannst Deinen Kunden Werbung schicken und über Sonderangebote informieren.
Kunden, die ein Konto haben, hinterlassen Informationen zu ihren Surf- und Kaufgewohnheiten, die Du abrufen und für neue Werbeaktionen nutzen kannst.
2. Mehr Umsatz
BOPUS kann den Umsatz ankurbeln, da es Besucher dazu ermutigt, sich noch mal im Geschäft umzusehen und zusätzliche Produkte zu kaufen. Laut Invesp stehen 75 % der Kunden einem Kauf positiv gegenüber und 67 % kaufen weitere Artikel, während sie auch ihre Bestellung warten.
Dies bietet Einzelhändlern zahlreiche weitere Gelegenheiten, noch mehr Produkte zu verkaufen und Impulskäufe zu fördern. Zudem sorgt die bequeme Art des Einkaufs dafür, dass sich viele Kunden bewusst für Händler entscheiden, die diese Option anbieten.
3. Ein besseres Kundenerlebnis
„Online kaufen, im Geschäft abholen“ ermöglicht einen bequemen Online-Einkauf und die sofortige Abholung. Man muss nicht erst eine Woche lang auf seine Bestellung warten, man kann sie noch am selben Tag abholen. Der Kunde die Produkte prüfen und Fragen von qualifizierten Mitarbeitern beantworten lassen.
Einzelhändler, die ein optimiertes Einkaufserlebnis bieten, sollten ihre Kunden vor dem Besuch im Geschäft darüber informieren, ob ein bestimmtes Produkt auf Lager ist.
4. Keine Lieferkosten
Käufer müssen keinen Versand bezahlen. Sie genießen also die Vorzüge des Onlinekaufs und sparen dabei sogar noch ein bisschen Geld.
Der Kunden wählt ein Datum und die Uhrzeit der Abholung. Er kann selbst steuern, wann er im Geschäft vorbeikommt oder seine Bestellung noch am selben Tag abholen, falls er den Artikel dringend benötigt.
5. Problemloser und schneller Umtausch
Manchmal muss der Kunde ein Produkt schnell zurückgeben, weil es nicht seinen Erwartungen entspricht. Wenn das Produkt im Geschäft abgeholt wird, ist der Umtausch oder die Rückgabe sofort möglich. Auf diese Weise entfallen die Kosten der Rücksendung.
6. Effektivere Bestandsverwaltung
Einzelhändler können ihren Bestand besser verwalten, indem sie den Onlinebestand mit dem aktuellen Lagerbestand abgleichen.
Die Bestellung kann auch im Distributionszentrum ausgeführt werden, was den schnelleren Versand ermöglicht. In diesem Fall muss der Kunden wissen, ob der Artikel auf Lager ist, bevor er im Geschäft vorbeikommt, um das Produkt abzuholen. Kunden werden in der Regel benachrichtigt, wenn der Artikel zur Abholung bereitsteht, sie erhalten also immer ihre vollständige Bestellung.
Das Geschäftsmodell „Online kaufen, im Geschäft abholen“
Was braucht man als Einzelhändler, um dieses Modell anbieten zu können? Hier ist alles, was Du über dieses Geschäftsmodell wissen solltest.
1. Webseite oder App zur Aufgabe von Bestellungen
Natürlich brauchen Händler eine Webseite oder eine mobile App, über die Kunden ihre Bestellung aufgeben können. Der Bequemlichkeit zuliebe sollte der Kunden direkt sehen, welche Artikel aktuell auf Lager sind.
Da viele Kunden heutzutage mit ihrem Handy einkaufen, bevorzugen sie möglicherweise eine mobile App. Da Einzelhändler über die Push-Benachrichtigungen senden können, können sie dem Kunden sofort mitteilen, wenn die Bestellung zur Abholung bereitsteht.
2. Geschäft oder Abholstation
Du brauchst einen Laden oder eine Abholstation, damit Kunden ihre Bestellung in Empfang nehmen können. Dieser Ort muss leicht zugänglich sein und sollte viele Kunden auf einmal empfangen können.
Einige Einzelhändler bieten alternative Abholstationen, wie zum Beispiel am Straßenrand an, müssen in diesem Fall aber möglicherweise mehr Parkplätze reservieren und für eine klare Beschilderung sorgen.
3. Inventarverwaltung in Echtzeit
Es kann sehr frustrierend sein, wenn der Kunden das Geschäft besucht, um seine Bestellung abzuholen, nur um dann festzustellen, dass einer der Artikel nicht vorrätig ist, aus diesem Grund braucht der Händler ein System, das über Bestandsverwaltung in Echtzeit verfügt.
Ein gutes Fulfillment-System sollte zudem den Status der Bestellung und alle Arbeitsschritte berücksichtigen.
Falls Dein Unternehmen über mehrere Standorte verfügt, muss das System Inventarverwaltung an mehreren Standorten bieten. Auf diese Weise können Kunden sofort sehen, wo ein bestimmter Artikel verfügbar ist.
4. Gut geschulte Mitarbeiter
Unabhängig davon, ob Kunden online bestellen oder im Geschäft einkaufen, Deine Mitarbeiter müssen immer gut geschult werden. Denk nur mal an die Probleme, die auftreten könnten, wenn der Kunde seine Bestellung abholen will. Bereite Dein Personal dementsprechend auf alle möglichen Situationen vor.
Wenn der Kunde beschädigte Waren erhält, muss die Rückgabe oder der Umtausch problemlos möglich sein. Zudem sollten Deine Mitarbeiter in der Lage sein, Fragen zum Produkt zu beantworten und den Kunden in seiner Kaufentscheidung zu leiten.
Die Mitarbeiter Deines Onlineshops müssen ebenfalls geschult werden, um ein nahtloses Kauferlebnis zu gewährleisten. Da dieses Kundenerlebnis regelmäßig verbessert werden muss, solltest Du Deine Mitarbeiter alle sechs bis zwölf Monate schulen.
5. Investitionen
Das Modell „Online kaufen, im Geschäft abholen“ erfordert eine gewisse anfängliche Investition, da Du eventuell neue Systeme benötigst und Mitarbeiter einstellen musst. Diese Mitarbeiter müssen Online-Bestellungen erfassen, Produkte vorbereiten und diese anschließend ordentlich verpacken. Möglicherweise musst Du auch einen Mitarbeiter zur Qualitätskontrolle einstellen.
6. Werbung
Die Investition lohnt sich nicht, wenn niemand weiß, dass Du „Online kaufen, im Laden abholen“ anbietest, investiere daher in Kampagnen und Werbung. Bringe Schilder mit Anweisungen an, um Kunden zu erklären, wie das Prinzip funktioniert. Erstelle eventuell auch Beiträge für die sozialen Medien oder entwickle eine E-Mail-Kampagne, um den Start des neuen Modells anzukündigen.
7. Nutze erweiterte Realität
Händler, die ein reibungsloseres Einkaufserlebnis gewährleisten möchten, könnten spezielle Apps nutzen, damit Kunden ihre Produkte vor dem Kauf virtuell testen können.
Die Place App von IKEA bietet Kunden die Möglichkeit, Möbel in ihrem Haus zu sehen, auf diese Weise können Kunden mit dem Smartphone testen, ob Sofas, Schränke oder Sessel zum Design des Zimmers passen.
Dies kann nicht nur die Rückgaben verringern, es kann den Kunden auch eine realistischere Erwartung vom Artikel vermitteln.
8. Ein persönlicheres Einkaufserlebnis
Händler, die ihren Kunden ein besseres Erlebnis bieten wollen, könnten das Prinzip “Online anpassen, im Geschäft abholen” (Customize Online, Pick Up In-Store – COPUS) anwenden. Das Prinzip ist dasselbe. Der einzige Unterschied besteht darin, dass Kunden den Artikel vor dem Kauf individuell gestalten oder anpassen können.
Yankee Candle bietet Verbrauchern die Möglichkeit, für nur fünf Dollar extra einen Duft auszuwählen, ein Foto und eine personalisierte Nachricht hinzuzufügen, um das ideale Geschenk zu erhalten.
Nicht alle Einzelhändler sind in der Lage, personalisierte Produkte anzubieten und das ist auch völlig in Ordnung.
Dank der neuesten Technologien kannst Du das Verhalten Deiner Kunden in Echtzeit einsehen und Profile zusammenstellen. Das Profil enthält die Wunschliste, vergangene Bestellungen, den Geburtstag und Produktempfehlungen. Verkäufer oder Berater können dann personalisierte Empfehlungen aussprechen und den Kunden besser beraten.
Praktische Beispiele
Welche Marken oder Unternehmen können mit diesem Geschäftsmodell erfolgreich sein? Hier sind einige Beispiele aus der Praxis:
TC Running
TC Running verkauft Laufschuhe und Sportbekleidung. Kunden können ihre Bestellungen nun auch abholen, was den Umsatz der Marke seit Einführung jeden Monat um mindestens 110 % gesteigert hat.
Ackroyd’s Scottish Bakery
Diese Bäckerei aus Detroit verkauft schottisches Gebäck, Teekuchen, Pudding und Fleisch. Im Jahr 2020 schloss das Unternehmen seine Einzelhandelsgeschäfte und bot Bestellungen zur Abholung am Straßenrand sowie landesweiten Versand an. Laut eigenen Angaben hat diese Umstellung die nationale Reichweite erhöht, die Produktion optimiert und den Bestand verbessert.
DressUp
Die Modemarke DressUp verwandelte ihre Ladengeschäfte in Abholstationen. Kunden wählen ihren bevorzugten Abholort auf der Webseite und die Software prüft, ob die gewünschten Artikel auf Lager sind, bevor der Kunde zum Checkout übergeht. Der Kunde erhält dann im Versandbereich die Adresse des Geschäftes, Kontaktdaten und Öffnungszeiten.
Die klaren Anweisungen ermöglichen es den Kunden, ihre Bestellungen problemlos abzuholen.
Precycle
Precycle ist ein verpackungsfreier Bio-Laden für nachhaltige Lebensmittel.
Für die kontaktlose Lieferung wählt der Kunde eine Abholstation am Straßenrand. Laut FAQ können Kunden online Bestellungen aufgeben. Der Lagerbestand wird täglich aktualisiert. Nach dem Kauf erhält der Kunde Anweisungen zur Abholung und kann auf einen Link klicken, um eine Wegbeschreibung aufzurufen.
Fazit
Das Geschäftsmodell „Online kaufen, im Geschäft abholen“, ermöglicht es E-Commerce-Unternehmen und Einzelhändlern, ihren Kunden ein nahtloses Online-Einkaufserlebnis zu bieten. Kunden werden zudem ermutigt, im Geschäft vorbeizuschauen und könnten dort weitere Einkäufe tätigen oder interessante und neue Produkte finden.
Zu den weiteren bemerkenswerten Vorteilen der Strategie „Online kaufen, im Geschäft abholen“, gehört die Möglichkeit, beim Versand zu sparen. Darüber hinaus können Kunden ihre Bestellung noch am selben Tag abholen oder selbst ein Datum festlegen.
BOPUS bietet viele Vorteile, Du benötigst aber gewisse Ressourcen, um es erfolgreich umsetzen zu können. Du brauchst einen Standort, an dem der Kunde seine Bestellung abholen kann, eine Webseite oder eine mobile App zur Aufgabe von Bestellungen und ein System, das Inventarverwaltung in Echtzeit anbietet.
Die Organisation der Logistik und die Umsetzung des neuen Systems kann einige Zeit dauern, es wird sich am Ende aber lohnen.
Wirst Du „Online kaufen, im Geschäft abholen“ anbieten?